Hundeerziehung ist gar nicht so schwer, wenn ein paar grundlegende Regeln beachtet werden. In unserem Hundeerziehung Ratgeber geben wir von Haustier.net Tipps für die Basics und weisen auf Fehler hin, die der Entwicklung zum harmonischen Mensch-Hund-Team im Weg stehen können.
Inhaltsverzeichnis
Lerne Deinen Hund kennen
Egal, ob das neue, tierische Familienmitglied ein Welpe oder ein erwachsener Hund ist: Um eine positive Hundeerziehung zu ermöglichen, muss man zuerst den Hund kennenlernen. Jedes Lebewesen ist einzigartig und hat seine eigene Persönlichkeit inklusiv Vorlieben, Abneigungen, Schwächen und Stärken. Die gilt es kennenzulernen und dazu bietet sich das ganz normale Zusammenleben mit dem Hund an.
Daneben sollte sich jeder Hundehalter über das übliche Hundeverhalten informieren. Wie zeigt ein Hund Angst, Freude, Schmerz, Wut, Frust usw.? Welche Elemente gehören zur hündischen Kommunikation unter Artgenossen? Wie verhalten Hunde sich, wenn sie auf fremde Artgenossen treffen?
In der Hundeerziehung passieren viele Fehler, weil es am Wissen über Hundeverhalten mangelt. So werden Bedürfnisse des Hundes übersehen, Hundeverhalten falsch gedeutet und die Sozialisierung mit Artgenossen und der Umwelt läuft schief.
Mensch und Hund – zwei verschiedene Arten gehen eine Verbindung ein. Wir Menschen werden zwar nie komplett den Hund verstehen können – das schaffen wir noch nicht einmal innerhalb unserer eigenen Art. Dennoch ist es für die Erziehung und für das Zusammenleben mehr als wichtig, Hundeverhalten lesen zu können und den eigenen Hund kennenzulernen.
Bevor ein Hund ins Haus kommt, sollte es selbstverständlich sein, sich über diese Tierart bestens zu informieren.
Weil jedes Lebewesen ein Individuum ist, wird der eigene Hund seinen persönlichen Charakter mitbringen. Wie oben bereits erwähnt gehören dazu unter anderem die individuellen Vorlieben, Abneigungen, Bedürfnisse, Schwächen und Stärken. Die Hundeerziehung wird wesentlich einfacher sein, wenn sie auf die Persönlichkeitsmerkmale des Hundes zugeschnitten wird.
Persönlichkeitsmerkmale: Wichtige Wegweiser für eine erfolgreiche Hundeerziehung
Mit dem Hund zu üben, ihm Kommandos beizubringen oder manche „Unarten“ abzugewöhnen funktioniert relativ leicht, wenn auf seinen Charakter eingegangen wird.
Wann ist der Hund beim Spaziergang aufnahmebereit? Junge Hunde können sich noch nicht lange konzentrieren, aber Konzentration ist zum Lernen notwendig. Bleiben die Persönlichkeitsmerkmale unbeachtet, kann mitunter der Stress schon zu Beginn des Spaziergangs anfangen.
Ein Beispiel: Ein junger Hund namens Tom hat morgens nur eins im Sinn und zwar erst einmal überschüssige Energie durch Rennen loswerden. Fängt der Hundehalter nun bereits vor diesem Rennen mit der Hundeerziehung an, beispielsweise mit bei Fuß gehen, kann das nur schief gehen. Tom ist noch gar nicht aufnahmefähig und kann diesem Kommando nicht folgen.
Würde der Hundehalter auf dieses Bedürfnis eingehen, Tom erst einmal zu einer Wiese führen, ihn dort rennen lassen, könnte er anschließend eine kurze! Trainingseinheit in den weiteren Spaziergang einflechten.
Belohnung spielt bei der Hundeerziehung eine große Rolle. Erhält der Hund ein positives Feedback in Form eines Lobs, ist die Motivation zur Kooperation höher. Dazu muss man aber wissen, welches Lob für den Hund tatsächlich eine motivierende Belohnung darstellt.
Hier kommen wir wieder zu den Vorlieben und Abneigungen: Für den einen Hund ist ein Stück Wurst die schönste Belohnung der Welt und für den anderen Hund sind die fröhlichen Worte oder eine kurze Streicheleinheit seines Halters eine willkommene Belohnung.
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, seinen Hund zu kennen. Erziehung ist mehr als bloßes Einüben von Kommandos. Fühlt der Hund sich wohl und sicher, ist er viel eher in der Lage zu lernen. Er muss seinem Menschen vertrauen können und Vertrauen entwickelt sich nur dann, wenn man sich verstanden fühlt – das ist beim Hund nicht viel anders als beim Menschen.
Zeigt der Hund beispielsweise in bestimmten Situationen Unsicherheit oder Angst, hilft oftmals die Methode „Zeigen und benennen“. Dadurch merkt der Vierbeiner, dass er sich in für ihn Angst einflößenden Situationen vertrauensvoll an seinen Menschen richten kann.
Hunde, die gerne ein Stück vor ihrem Halter gehen und dann gezwungen werden, neben oder hinter dem Menschen zu laufen, werden sich unwohl fühlen. Mit einem Unwohlgefühl kann aber keine Vertrauensbasis geschaffen werden und diese ist für eine gute Hundeerziehung und ein harmonisches Zusammenleben relevant.
Wem der Gedanke seltsam erscheint, auf die Bedürfnisse seines Hundes einzugehen, sollte sich vielleicht einmal bewusst machen, wie sehr sich Hunde dem Leben ihres Menschen anpassen.
Nur in den seltensten Fällen sucht sich der Hund sein Zuhause aus. Meistens wird das für ihn bestimmt und trotzdem wird er seine Menschen beobachten und lernen, was von ihm verlangt wird und was nötig ist, um Teil dieser Familie zu werden. Macht man sich dies klar, fällt es wesentlich leichter, die Bedürfnisse seines Familienmitglieds auf vier Pfoten zu beachten.
Die wichtigsten Kommandos
Das allerwichtigste Kommando ist der Rückruf. Wenn der Hund zuverlässig auf den Rückruf hört, wird er ein großes Stück Freiheit genießen können.
Der Rückruf lässt sich relativ einfach und spielerisch aufbauen, indem unter anderem „Komm“ (oder ein anderes Wort) gerufen wird, wenn der Hund sowieso auf einen zukommt.
Obwohl der Hund dann noch nicht auf den Rückruf gehört hat (er lernt ja noch), wird er trotzdem gelobt – und zwar mit der für ihn richtigen Belohnung.
Beim Spaziergang kann sich zu Beginn hingehockt werden, wenn man den Hund zu sich ruft. Dies wirkt vor allem auf noch junge Hunde vertrauenserweckender. Der Rückruf sollte immer im freundlichen Ton gerufen werden.
Hunde hören am Tonfall, ob der Mensch wütend, verärgert oder erfreut ist. Wird der Rückruf im wütenden oder strengen Befehlston gesprochen, muss man damit rechnen, dass der Hund eher auf Abstand bleibt statt zu kommen.
Wichtig: Der Rückruf – sowie alle Kommandos – sollten so wenig wie möglich und so viel wie nötig erteilt werden. Wird der Hund ständig gerufen, stellt dieser Ruf eine normale Geräuschquelle dar, die zwar wahrgenommen, aber auf die nicht mehr reagiert wird.
Dieser Effekt zeigt sich zum Beispiel auch bei Menschen, die an einer stark befahrenen Straße oder an Bahnschienen wohnen. Auch sie nehmen die Geräusche wahr, aber sie haben sich so sehr daran gewöhnt, dass sie nicht mehr bewusst wahrgenommen werden.
Weitere wichtige Kommandos
Sinnvoll für ein entspanntes Zusammenleben sind folgende Kommandos:
- Stopp
- Bei Fuß
- Platz
Stop
Ist sehr hilfreich, um den Hund in riskanten Situationen sofort zum Stoppen zu bringen. Zum Beispiel wenn er einen Artgenossen erblickt und losrennen möchte, aber zwischen den Hunden eine Straße liegt.
Beim „Stopp“ soll der Hund also direkt stehenbleiben. Auch dieses Kommando kann spielerisch aufgebaut werden: Gemeinsam mit angeleintem Hund laufen und plötzlich stehenbleiben. Beim Stehenbleiben wird „Stopp“ gerufen.
Bei Fuß bedeutet
Der Hund lernt, direkt neben seinem Menschen zu gehen. Mit diesem Kommando lässt der Hund sich gut durch Menschenmengen führen oder an anderen Hunden vorbei leiten.
Platz heißt
Der Hund legt sich auf Kommando hin, sodass er ruhig in Cafés, beim Tierarzt im Wartezimmer oder wenn Gäste im Haus sind liegenbleibt.
Hunde lernen –wie wir Menschen – durch Beobachten und durch Wiederholungen. Es mag sein, dass ein Hund schnell lernt und bereits nach wenigen Wiederholungen weiß, was das Kommando bedeutet. Dennoch dauert es eine Weile, bis das neu Erlernte verinnerlicht wird.
Hundeerziehung im Alltag
Alle Kommandos sollten im Alltag erlernt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Kommandos zwar wiederholt, aber nicht zu oft angewendet werden. Wie oben bereits erwähnt würde ein zu häufiges Rufen oder Kommandieren zum Überhören führen.
Manche Hundehalter gehen zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort, um dort mit dem Hund zu trainieren. Andere gehen zwar zur Hundeschule und üben dort fleißig mit ihrem Vierbeiner, aber im Alltag wird das neu Erlernte nicht gefestigt. Der Hund hört dann zum Beispiel am Trainingsort oder in der Hundeschule perfekt auf den Rückruf, aber beim täglichen Spaziergang verhallt der Ruf ungehört ins Nichts. Der Vierbeiner hat den Trainingsort mit dem Kommando verbunden und glaubt, dass der Befehl nur dort gilt.
Deshalb ist es wesentlich besser, im Alltag kleine Kommandos einzuflechten. Erstens lernt der Hund, dass die Kommandos immer und überall gelten und zweitens erweist sich dieser Vorgang als viel stressfreier.
So kann auch das „Warte“ trainiert werden, indem dieses Wort immer dann ausgesprochen wird, wenn man nur mal kurz die Wäsche aufhängt oder den Müll rausbringt. Für den Hund wird es zur Normalität, dass er kurz warten muss. Dies ist ebenfalls eine gute Vorübung für das Alleine bleiben.
Hilfsmittel ja –aber die richtigen
Leine, Halsband, Geschirr – all das sind Hilfsmittel, die das Zusammenleben mit Hund erleichtern und den Hund vor manchen Gefahren bewahren. Es gibt sinnvolle Hilfsmittel und solche, von denen man die Finger sein lassen sollte.
Lange Laufleine
Zu Beginn kann eine lange Leine, die mindestens eine Länge von fünf Meter aufweist, sehr hilfreich sein. Damit lässt sich unter anderem der Rückruf üben oder ein Anti-Jagdtraining durchführen.
Erziehungshalsbänder
Sprühalsbänder, Zughalsbänder ohne Stopp, Stachelhalsbänder, Teletakt – solche und ähnliche Hilfsmittel werden als sogenannte Erziehungshalsbänder bezeichnet. Es ist traurig, dass diese Produkte immer noch zu kaufen sind, denn all diese Mittel arbeiten mit Schreck oder Schmerz. Der Hund wird eventuell leichter an der Leine zu führen sein oder keinem Hasen mehr nachjagen – aber das tut er lediglich, weil er Angst vor dem Schmerz oder Schreck hat.
Bei diesen Hilfsmitteln für die Hundeerziehung wird also mit Angst gearbeitet. Der Hund lernt nicht, mit seinem Halter zu kooperieren, sondern er lernt lediglich Meideverhalten. Diese Methoden werden zu keiner vertrauensvollen Bindung zum Menschen führen.
Zudem wird die Ursache für ein bestimmtes Verhalten gar nicht beachtet. Es wird nicht danach gefragt, wieso der Rückruf überhört wird oder warum sich ein Hund zum Dauerkläffer entwickelt hat.
Erziehungshalsbänder behandeln sozusagen nur das Symptom und somit muss mit einer Symptomverschiebung gerechnet werden. Der Hund hat beispielsweise gelernt, dass auf sein Bellen ein Schmerz erfolgt. Daraufhin wird der zwar weniger oder gar nicht mehr bellen, aber vielleicht seinen Frust oder seine Unsicherheit an Möbeln auslassen. Oder: Mittels Erziehungshalsband läuft der Hund perfekt an der Leine, bleibt aber in angespannter Haltung, da er mit Schreck oder Angst rechnet. Diese innere Anspannung muss sich entladen – und somit könnte der Hund den Druck an Artgenossen auslassen.
Mit Erziehungshalsbändern wird gegen eine vertrauensvolle Beziehung gearbeitet. Von diesen Hilfsmitteln sollte man großen Abstand nehmen und lieber Zeit und Geduld aufbringen, um mit dem Hund statt gegen ihn zu üben.
Hundeschule und Hundetrainer
Zum Schluss noch ein paar Worte über Hundeschulen oder Hundetrainer. Besonders für Anfänger kann die Hilfe eines erfahrenen Trainers sehr sinnvoll sein. Mittlerweile gibt es fast unzählige Hundeschulen und Trainer, sodass es eigentlich nicht schwerfallen müsste, eine geeignete Hilfe zu finden. Trotzdem sollte auf ein paar Faktoren bei der Wahl des Hundetrainers geachtet werden:
- Ein guter Hundetrainer passt das Training auf das jeweilige Mensch-Hund-Team an. Er bietet somit nicht die eine Methode an, die scheinbar zu allen Hunden passt. Er nimmt sich die Zeit, Hund und Halter kennenzulernen und wählt die Methoden aus, die für dieses Team richtig sind.
- Die Hundeschule oder der Hundetrainer sollte auf keinen Fall aversive Methoden anwenden. Das heißt: Keine Erziehung, die auf Schmerz, Schreck oder Angst basiert. Dazu gehören unter anderem Erziehungshalsbänder, starkes Rucken an der Leine/ am Halsband oder durch Körperblocks den Hund ins Meideverhalten zwingen.
- Der Hundetrainer oder die Hundeschule bietet nicht nur Gruppentraining sondern auch Einzeltraining an, sodass wiederum auf das einzelne Mensch-Hund-Team eingegangen werden kann.
In der Regel sind Hundetrainer selbst Hundehalter. Es ist sehr hilfreich, einen Blick auf dieses Mensch-Hund-Team zu werfen: Sind Mensch und Hund entspannt? Wirkt diese Beziehung harmonisch? Dann kann davon ausgegangen werden, dass dieser Trainer genügend Wissen und Erfahrung besitzt, um Hunde zu verstehen und entsprechend zu handeln.