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Nahezu jeder Kaninchenhalter weiß, was es bedeutet, mit seinem Haustier zum Tierarzt gehen zu müssen. Doch wann ist ein Kaninchen eigentlich wirklich krank? Hier gilt es, besonders aufmerksam zu sein und auf Verhaltensänderungen und äußere Anzeichen zu achten. Weshalb?
Kaninchen sind klassische Beutetiere. Würden sie in der freien Natur zeigen, dass sie wirklich krank sind, wären sie -im wahrsten Sinne des Wortes- ein gefundenes Fressen für ihre Jäger. Das erklärt, weswegen diese Tiere in der Regel still vor sich hinleiden und oftmals „wie aus heiterem Himmel“ sterben. Dennoch gibt es Anzeichen, die darauf deuten lassen, dass es Ihrem Tier nicht gut geht. Hellhörig werden sollten Sie vor allem dann, wenn:
- das Tier nicht mehr so gern umherläuft wie sonst (dieses Anzeichen ist besonders gut bei der freien Wohnungshaltung zu beobachten)
- der Futternapf voll bleibt
- kein Wasser mehr getrunken wird
- äußere Anzeichen, wie beispielsweise tränende Augen oder Humpeln auf Gebrechen hindeuten.
In solchen Fällen ist der Gang zum Tierarzt die einzig richtige Lösung. Doch welche Krankheiten treten bei Kaninchen eigentlich besonders häufig auf?
Verdauungsstörungen
Verdauungsstörungen, beispielsweise aufgrund von falscher Ernährung oder Stress sind bei Kaninchen in Wohnungs- oder Außenhaltung besonders häufig zu beobachten. In diesen Bereich fallen vor allem Beschwerden aus dem Gebiet:
- der Blähungen
- des Durchfalls
- der Verstopfung
- der Magenüberladung
- des Wurmbefalls.
Ob in den einzelnen Fällen medikamentös oder auf Basis von Naturheilkunde behandelt wird, entscheidet der Tierarzt. Fakt ist jedoch, dass bei den Tieren schon eine unbehandelte Verstopfung zu einem qualvollen Tode führen kann. Eine Beobachtung der Verdauung und ein rasches Handeln sind somit in jedem Fall empfehlenswert.
Einige Tiere leiden mitunter sogar an einer chronischen Verdauungsstörung. Hier gilt es jedoch, bevor diese Diagnose in Eigeninitiative gestellt wird, die Ursachen medizinisch abklären zu lassen. Sobald beispielsweise ein Tumor oder das Megacolon-Syndrom ausgeschlossen werden konnten, gilt es, die Ernährung und die Lebensgewohnheiten des Tieres entsprechend anzupassen. Das bedeutet, dass Sie in jedem Falle darauf achten sollten:
- dass sich das Kaninchen ausreichend bewegen kann
- täglich frisches Heu anzubieten
- Löwenzahn und Wiesenpflanzen in den Speiseplan miteinzubeziehen.
Hautkrankheiten
Auch Kaninchen, die in reiner Wohnungshaltung leben, kommen hin und wieder mit unterschiedlichen Hautkrankheiten in Kontakt. Oftmals werden diese durch Parasiten, wie beispielsweise Milben, Flöhe oder Läuse hervorgerufen. Unter anderem gehören jedoch auch:
- die Bisse von anderen Tieren
- Abszesse
- wunde Läufe
- Pilze
und Tumore in diesen Bereich. Wie eine Behandlung hier vonstattengeht, hängt selbstverständlich von der genauen Art der Erkrankung ab. Besonders mit Hinblick auf den Befall von Parasiten sollten Sie vorsichtig sein. Diese verbreiten sich, wie klassischerweise am Beispiel der Flöhe zu sehen, in der Regel schnell von Wirt zu Wirt und sorgen entsprechend dafür, dass bald ihr kompletter Tierbestand befallen sein könnte.
Jedoch handelt es sich bei Ihnen zwar um lästige, in der Regel jedoch nicht lebensbedrohliche, Zwischenfälle. Anders verhält es sich, wenn die betreffende Hautkrankheit durch einen Tumor hervorgerufen wurde. In einem solchen Fall ginge es darum, die juckenden Beschwerden zu lindern und gleichzeitig ein Mittel gegen die Schmerzen zu verabreichen.
Erkrankungen an den Zähnen
Hierbei handelt es sich um den Klassiker der Krankheiten in der Kaninchenhaltung. Zahnerkrankungen kommen, auch bei ansonsten gesunden Tieren, vergleichsweise oft vor. Sie machen sich unter anderem durch:
- das klassische Zähneknirschen
- eine verminderte Nahrungsaufnahme
- deutlich längere Fresseinheiten
oder sogar Augenausfluss bemerkbar. Neben einer angeborenen Fehlstellung spielt hier meist auch ein Fehler in der Haltung eine große Rolle. In vielen Fällen haben die betroffenen Tiere einfach nicht die Möglichkeit, sich die Zähne ausreichend abzureiben. Die Folge: sie wachsen kontinuierlich weiter und werden länger.
Augenerkrankungen
Viele Kaninchenhalter kennen das Bild eines Tieres mit einem leicht-triefenden Auge. Die Ursachen hierfür sind in der Regel vielfältig. Ausschlaggebend ist jedoch, dass hier das Schmerzlevel meist deutlich höher ist, als es der erste Blick vermuten lassen würde.
Viele Kaninchenbesitzer wundern sich entsprechend, weswegen Tierärzte in der Regel bei einem tränenden Auge auch parallel Schmerzmittel verschreiben.
Infektionen
Wenn ein Kaninchen von einer Infektion befallen wird, handelt es sich meist um einen Notfall. Viele Krankheiten, wie beispielsweise:
- der Kaninchenschnupfen
- die Kaninchenpest
- die Chinaseuche
- Listeriose
sind für die anderen Tiere im Stall nicht nur ansteckend, sondern können auch tödlich verlaufen.
Das charakteristischste Beispiel für den Verlauf einer Infektion beim Kaninchen stellt die Chinaseuche dar. Anhand dieser Krankheit lassen sich viele andere Verläufe nachvollziehen. Die Chinaseuche charakterisiert sich in erster Linie durch eine Übertragung (entweder im direkten Kontakt oder über Stechmücken) und eine vergleichsweise kurze Inkurbationsdauer von nur circa drei Tagen. Wie bei vielen anderen Virenerkrankungen auch, sind die Anzeichen für einen Ausbruch oft nicht (oder nur leicht) vorhanden. Viele Tiere sterben entweder plötzlich, obwohl sie vorher noch gesund erschienen oder…
- wirken apathisch
- fressen und trinken nicht mehr
- leiden unter Fieber oder Untertemperatur.
Neben dem Isolieren von den anderen Tieren ist es zudem wichtig, sich exakt an die Vorgaben des behandelnden Tierarztes zu halten. Ein allgemeines Rezept, die Infektion gesund und ohne Folgeschäden zu überstehen, gibt es leider nicht. Viele Krankheiten, die in diesen Bereich fallen, lassen sich vielmehr in Unterarten und verschiedene Ausmaße eingliedern und bedürfen damit ohnehin einer individuellen Behandlung durch einen Spezialisten.
Weitere Erkrankungen
Im Bereich der Kaninchenhaltung existieren noch einige andere Krankheiten, die teilweise als sehr rassespezifisch eingeordnet werden können. So sind es beispielsweise vor allem die großen und schweren Tiere, wie der Deutsche Widder, die hin und wieder unter Gelenkschmerzen oder Hüftbeschwerden leiden.
Dies macht sich in der Regel durch das Einnehmen einer Schonhaltung und das Vermeiden des schnellen Hoppelns bemerkbar. Hier wäre es tendenziell möglich, dem Tier mit einer neuen Hüfte Linderung zu verschaffen. In realistischer Hinsicht handelt es sich hierbei jedoch um eine (noch) nicht zufriedenstellende Lösung. Der Bewegungsdrang der Tiere ist zu stark, als dass eine künstliche Hüfte und eine kostspielige OP hier, auf lange Sicht gesehen, sinnvoll wären. Daher gehen die meisten Tierärzte in der heutigen Zeit dazu über, den betroffenen Kaninchen Schmerzmittel zu verabreichen.
Auch Organerkrankungen gehören in vielen Tierarztpraxen zum Alltag. Generell können hier alle Organe betroffen sein. Oftmals sind die Beschwerden angeboren, manchmal erkranken die Tiere jedoch auch mit zunehmendem Alter. Besonders der Schlaganfall spielt hier eine Rolle. Genau wie beim Menschen ist auch beim Kaninchen hier das Gehirn betroffen. Ein Schlaganfall charakterisiert sich entsprechend vor allem durch:
- Teilnahmslosigkeit
- Schwindel
- Gesichtslähmung
- Schluckstörungen
- (nur) ein schlapp-herunterhängendes Ohr